Da gibt es nichts zu beschönigen: Als Radler stößt man auch in München gelegentlich auf „Unorte“, die scheußlicher nicht sein könnten: Die Paul-Heyse-Unterführung ist so ein Ort, stickig und stinkig und dunkel und keinesfalls ungefährlich. Oder die Laimer Unterführung. Oder, noch weiter im Westen, gleich hinter dem Pasinger Bahnhof, die Hermann-Hesse- Unterführung. Eine Zumutung für Radler und Fußgänger. Dass in der Dunkelheit die Würm nebenan auch durch den Tunnel plätschert, macht die Sache eher noch unheimlicher. Ein „Unort“.
Bisher. Aber das ist jetzt vorbei. Das ist dem Bezirksausschuss zu verdanken, dem „Stadtteilparlament“, das die Initiative ergriff, dem städtischen Baureferat, das die Kosten übernahm, und dem Künstler Martin Blumöhr, der eine 90 Meter lange Wandmalerei schuf, die jetzt hell beleuchtet wird. Wer dort jetzt vorbei wandert oder sein Rad entlang schiebt, kann bei vielen Verschnaufpausen studieren, wie in der Blutenburg höfische Feste gefeiert wurden, wie alte Lokomotiven in der Eisenbahnerstadt Pasing aussahen, wie der Kommerz in den Arkaden und das Theater in der Pasinger Fabrik den Ton angibt, wie die Tram sich ums Pasinger Knie herum schlängelt und wie sich der Marienplatz verändert hat.
Einfach faszinierend, wie das Werk alle Generationen anspricht, von den Großeltern, die ihr eigenes Leben wieder erkennen, bis zu den Enkelkindern, die es cool finden, wie hier Kunst im Untergrund entstand. Hallo! In München gibt es noch viele „Unorte“! Auch sie könnten Kultorte werden!