Jahrelang habe ich darüber gegrübelt, wie der Weihnachtsmann es anstellt, am Heiligen Abend immer kurz vor der Bescherung heimlich aufzukreuzen und seine Geschenke an die Klinke der Wohnungstür zu hängen.
Dabei war von Anfang an klar, von wem die Geschenke waren. Sie stammten von einem lieben Freund der Eltern, der mittlerweile mit allen Generationen unserer Familie befreundet ist. Von einem der namhaftesten Fotografen der Bundesrepublik, dessen Ausstellungen riesige Museen füllen, von Stefan Moses. In seinen Paketen waren immer große Schwarz-Weiß-Fotos von längst vergangenen Ereignissen dabei, hinreißende Gedichte und Laudationes, aber auch Vergrößerungen alter Postkarten, auf denen Katzen auf skurrilste Weise zum Gelingen des Weihnachtsfestes beitrugen.
Aber wie schaffte es der Kunst- und Katzenliebhaber, immer am Heiligen Abend zu fortgeschrittener Zeit noch einen Boten zu finden, der seine Geschenke einem großen Freundeskreis an die Tür brachte?
Eines Heiligen Abends – es schneite und das Trottoir war mit Schnee und Eis bedeckt – ertappte ich den dienstbaren Geist in flagranti. Er war es doch tatsächlich selbst! Mit seinen mehr als 80 Jahren! Unglaublich!
Ich fragte ihn, ob er noch bei Trost sei, bei solchem Wetter mit dem Fahrrad auszurücken. Seine Antwort lautete nur: „Was soll ich denn sonst machen? Gehen kann ich ja nicht mehr.“