Dem spöttischen Poeten Ringelnatz verdanken wir die schönste Beschreibung des kläglichen Scheiterns ambitionierter Reisepläne. Sein Gedicht erzählt von zwei Hamburger Ameisen, die nach Australien wandern wollen. Doch dann:
…bei Altona, auf der Chaussee,
da taten ihnen die Beine weh,
und da verzichteten sie weise
dann auf den letzten Teil der Reise.
Ähnlich frühzeitig sind etliche ehrgeizige Ausflüge gescheitert, die ich mir in diesem Sommer vorgenommen hatte – aber nicht wegen Muskelkaters, sondern wegen Regengüssen. Was für ein Sauwetter! Pudelnass nach wenigen Metern! Was tun? Abwarten und Tee trinken. Aber was für einen! Zum Glück gibt es nämlich die Friesische Teestube. Gleich um die Ecke. Vor fast 40 Jahren wurde sie gegründet, von einem Ostfriesen und einem Südtiroler. Eingerichtet wie zu Omas Zeiten. Da ist die Zeit stehen geblieben. Eine Oase. Der Tee (aus riesiger Auswahl) wird von einer charmanten Russin im Kännchen serviert, auf einem Stövchen mit wärmender Kerze, mit Kandiszucker und friesischer Sahne. Haargenauso sah es hier in der Teestube am Schwabinger Pündterplatz auch schon während meines Studiums aus. Die selben historischen Lampen und Schränke, Ohrensessel und Sofas.
Solchen Institutionen, die es in jedem Viertel gibt, wird immer häufiger nachgeweint, wenn sie verschwinden. Dann heißt es, hier sterbe wieder ein unwiederbringliches Stück München. Deshalb sollte man einen Besuch machen, bevor dies passiert – damit es eben nicht passiert. Abwarten & Tee trinken. Man muss ja nicht dauernd strampeln. So verzichte ich manchmal weise auf den letzten Teil der Reise.