Wo bin ich? Ich liege im Gras, neben meinem Radl, döse am Ufer vor mich hin, mitten im Grünen. Sehe den Enten zu und dem Schilf, das sich im Wind wiegt. Eine ländliche Idylle, das ist klar.
Aber wo? Heiteres Standortraten. Einen Fahrrad-Ausflug nach Niederbayern trauen Sie mir mit Recht nicht zu. Also München. Aber wo?
Es ist nicht zu fassen, aber wirklich wahr. Keine zehn Meter Luftlinie entfernt von einer der befahrensten Straßen Europas. Vom Nordabschnitt des Mittleren Ringes. Am Petueltunnel. Er liegt da hinter dem Schilf unter der Erde. Der Verkehr strömt unhörbar, vollkommen unbemerkt vorbei.
Kaum ein Fleck der Stadt hat sich so verändert in den letzten Jahren. Früher fand hier täglich ein Verkehrsinferno statt. Eine tolle Veränderung. Trotzdem will kein Stolz bei mir aufkommen, sondern eher Demut. Denn das Projekt wurde ja nicht von uns durchgesetzt, als wir im Rathaus das Sagen hatten, sondern ganz im Gegenteil von Ihnen, den Bürgern. Es war Ihre Entscheidung. Dank dafür!
Teuer war es aber schon. Vom plakatierten Spruch, die 3 Tunnels am Ring würden uns Münchnern nur „2 Mark pro Monat“ kosten, ist nix übrig geblieben – in DM – über eine Milliarde. Aber weil wir dafür die Gewerbesteuer erhöht haben, wurde deshalb kein einziger Kita-Platz, keine Wohnung und kein U-Bahn-Kilometer weniger gebaut. Was für ein Happyend!
Unglaublich, wie sich langjährige Konflikte in Wohlgefallen auflösen können! Derweil fließt nicht nur der Bach, sondern auch der Verkehr. Aber niemand hier bekommt ihn mit.