Am Schlimmsten ist es in der Dienerstraße. Direkt vor dem Dallmayr, der aber nichts dafür kann. Was habe ich mich dort schon all die Jahre ärgern müssen über Radler, die noch nie etwas von „rechts vor links“ gehört haben. Über Fahrradkuriere, die offenbar lieber ihr Leben lassen, als einmal kurz auszuweichen oder gar zu bremsen. Über Radl-Rowdys, die mit der Hand aufs Autodach hauten, wenn der Dienstwagen rechtmäßig einbog. Über Zweirad-Fanatiker, die drohend die Faust schüttelten, wenn ein Kfz auch nur auftauchte. Was für schreckliche Menschen!
Aber jetzt? Jetzt will ich mich mal besonders umweltfreundlich, stadtverträglich und platzsparend verhalten, wenn ein Termin in der Altstadt wahrzunehmen ist: Also per Fahrrad. Und was begegnet man da für schrecklichen Menschen? Autofahrern, die von der Wahnidee befallen wurden, rings um die Mariensäule würden hunderte Parkplätze auf sie warten. Die tatsächlich in diese Sackgasse hineinfahren, nur um wieder herausfahren zu müssen. Natürlich erst nach langwierigen Wendemanövern, die hunderten umweltfreundlichen und stadtverträglichen Verkehrsteilnehmern den Weg versperren. Wahrscheinlich parken sie grundsätzlich nur auf Fahrradwegen.
Die Hölle, sagte der französische Philosoph Jean-Paul Sartre abgründig, das sind die anderen. Guter Spruch. Versteht jeder. Und auf andere zu schimpfen, macht doch immer Spaß. Aber wir Radfahrer wissen mehr: Der Teufel – das sind wir selber. Beispielsweise wenn wir mal wieder auf Abwege geraten und auch einmal hinter dem Lenkrad sitzen. Oder aber umgekehrt, wenn wir als Autofahrer – bevorzugt am Wochenende – auch einmal in die Pedale treten. Jeder Mensch ist ein Abgrund, wenn er nur das jeweils andere Verkehrsmittel benutzt!