Eigentlich sind sie ja arme Schweine, die Globetrotter aus Japan oder aus den USA, die sich die Jet-Set-Tour „europe in five days“ aufschwätzen ließen.
Was für eine Strapaze. Und was für ein Gehetze! Und hinterher weiß man nicht mal, wo die alte Ruine (Das Colosseum? Oder doch die Akropolis?) jetzt herumstand. Man fühlt sich gerädert – und nur finanziell erleichtert. Was das wieder gekostet hat!
Wir Radler sind da fein heraus! Wir schaffen europäische Impressionen aus fünf Ländern locker und gratis – an einem einzigen Nachmittag. Wetten? Ich starte zu Hause, also mitten in der schönsten Stadt Deutschlands (wird ja wohl zumindest hier niemand bestreiten). Und als erstes sehe ich neben einer prächtigen Kuppel den Campanile einer typischen italienischen Kirche – St. Ursula am Kaiserplatz. Ein paar mal kräftig in die Pedale treten – und schon sind wir im Englischen Garten, der uns träumen lässt, wir seien im Vereinigten Königreich – und obendrein mitten in der freien Natur. Nach der Unterquerung des Altstadtrings können wir hingegen erleben, wie die Franzosen ihre Parkanlagen gestalten: streng geometrisch, sehr dekorativ, sehr artifiziell. Verschnaufpause im Hofgarten.
Jetzt können wir uns wahlweise zur Loggia dei Lanzi in Florenz begeben, die hier Feldherrnhalle heißt, und hinunterblicken zum Konstantinsbogen in Rom, den sie hier Siegestor nennen, oder gleich zum Königsplatz weiter radeln. Bei einem Open-Air-Konzert auf diesem klassizistischen Platz hat mir mein Athener Amtskollege einmal voller Neid gestanden, so einen „perfekten griechischen Platz“ gebe es in ganz Athen nicht. Europäische Vielfalt, im Müßiggang besucht und vom Sattel aus genossen. Will da im Ernst noch jemand behaupten, Fliegen sei schöner?
Ein Kampanile aus Italien, ein englischer Garten, ein französischer Park, ein Platz wie in Griechenland…