Als ich in den Osterferien durch die Altstadt radelte, trat mich plötzlich ein Pferd: Stand da doch am stummen Verkäufer tatsächlich die BILD-Schlagzeile: „So gewann die Polizei das Derby“. Manchmal hat allerdings scheinbarer Unfug eine tiefere Weisheit. So war das schon vor den Spielen von 1972, als Schlagzeilen meldeten: „Timofej erster Olympia-Sieger!“ Was ja im übertragenen Sinne stimmte. Ober nach der Wahl von Kardinal Ratzinger zum Heiligen Vater: „Wir sind Papst!“ Was den Stolz der Deutschen, dass diese Ehre einem Landsmann zuteil wird, auf den Punkt brachte.
Und jetzt das Derby: Die Sicherheitsprobleme stellten den Fußball in den Schatten. Und die Polizei gewann tatsächlich – mit tausend Beamten, mit riesigem Aufwand. Jetzt glauben Löwenfans, der Aufwand sei übertrieben gewesen, diene nur dazu, die Lage zu dramatisieren und das Grünwalder Stadion für Spiele der dritten Liga madig zu machen. Waghalsige Verschwörungstheorien. Deshalb ein klares Wort: Die Polizei ist an der Sicherheit interessiert, sonst an nichts, das ist ihr Job. Und alle im Rathaus haben ihre Sympathie bekundet, den Löwen ihr Gehege zu erhalten, wenn es bei gutem Willen möglich ist.
Jetzt gilt es für die Fans erst einmal, die Flinte nicht vorzeitig ins Korn zu werfen: Wenn die Löwen wie die Löwen kämpfen, ist der Klassenerhalt ja noch drin. Und dann muss der Sportgeist auch in der Fankurve und auf Münchens Straßen gelten. Wer „Tod und Hass dem FCB“ – oder aber „dem TSV“ skandiert, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Schlimmer noch: Er schafft Sicherheitsprobleme, an denen später Stadion-Träume platzen können. Da können Fans wirklich etwas für ihren Verein tun: indem sie gewaltbereiten Fans schon bei der Anreise die rote Karte zeigen, blöde Parolen nicht nachgrölen und pfleglich mit der Stadt umgehen, von der sie Unterstützung erwarten. Und den Beweis erbringen, dass kleinere Polizei-Einsätze auch ausreichen. Das Derby soll nämlich (aus meiner subjektiven Sicht) von den Löwen gewonnen werden und nicht von der Polizei!