„Oh Gott“, dachte ich gestern bei der Zeitungslektüre, „die Autolobby vom Verein „Mobil in Deutschland“ hat wieder einmal zugeschlagen!“ Mit einem Städteranking: „Wer ist am autofreundlichsten im ganzen Land?“ Doch dann die Überraschung: München kam auf Platz 3! Sozusagen die Bronzemedaille! Nach all den Schmähungen, an der Isar würden Autofahrer vorsätzlich schikaniert, gequält und vergrault. Und dann solche Fakten: Der Stau ist in Hamburg, Köln und Berlin (objektiv gemessen) schlimmer als in München! Für unser Taxi-Angebot gibt’s eine Note 1 – und bei den Parkgebühren sind Stuttgart, Berlin, Frankfurt und Köln deutlich teurer (Mal ehrlich: hätten Sie das gewusst?).
Trotzdem konnte sich der Rote Radler über den 3. Platz nicht wirklich freuen. Denn manche Maßstäbe sind schon seltsam: Obwohl die Umweltzone bei schlechter Luft vom Europarecht zwingend vorgeschrieben ist, gibt’s schlechte Noten, wenn die Kommune dieses Recht befolgt. Je größer die Zone, desto schlimmer. Sieger bei dieser Etappe: Hamburg mit null Umweltzone. Dazu hat mir der damalige Bürgermeister Ole van Beust in seinem Rathaus lachend gesagt: „Sie hätten München halt an die Nordsee bauen müssen! Da bläst der Meerwind alles weg!“
Und dann der Hammer: Je mehr Auto pro Einwohner, desto besser. Sagt der Lobby-Verein. Dabei sind die vielen Autos, die im Weg stehen oder einen Parklatz wegschnappen, doch das schlimmste Ärgernis für Autofahrer. Hätte der Verein Recht, müssten Chinas Städte auf dem Weg zum Paradies für Autofahrer sein. In Wahrheit verzweifeln sie dort jeden Tag – an immer mehr Autos! Und die Fahrt zum Arbeitsplatz wird zur Hölle.