Jedes mal, wenn ich die Leopoldstraße entlang radle, sehe ich wieder das Sommermärchen vor mir: ein schwarz-rot-goldenes Farbenmeer, aber auch Fahnen der anderen Mannschaften, singende, tanzende Fans, Fußballbegeisterung pur. Eine heitere Stimmung, die uns das Ausland gar nicht zugetraut hätte. Ein Sommernachtstraum. Und 2022? Zwischen dem Schwabinger Weihnachtsmarkt und dem Siegestor vermummte Gestalten, fröstelnde Fans. Natürlich kann es auch im Sommer regnen und im Winter sonnig sein, aber wahrscheinlicher ist, dass es Graupelschauer statt Sommermärchen gibt.
Ich erinnere mich, dass ich einmal die Verlegung eines einzigen Liga-Spiels beantragt habe, weil Wiesn-Finale, bundesweiter Tag der Einheit in München und ein volles Stadion die Stadt vor allergrößte Verkehrs- und Sicherheitsprobleme gestellt haben. Antwort: Kommt nicht in Frage! Eher geht die Welt unter!
Und jetzt? Jetzt wird der gesamte Liga-Fahrplan umgekrempelt. Die staade Zeit mit dem lautesten Lärm vertrieben, den wir zu bieten haben. Der Wintersport an die Wand gequetscht. Hätte das ein Politiker entschieden, würde der Volkszorn ihn in die Wüste schicken (am besten nach Katar). Aber die FIFA thront über allen. Eine Weltregierung, die nichts im Kopf hat außer Fußball – und dann weiß sie nicht mal, wo man wann spielen kann. Ihre Mitglieder nehmen keine Vernunft an, nur Geld. Und nach dem Sommermärchen heißt die Parole: „Hi Fans! Nun friert mal schön!“