Man muss sich nur bis zum Deutschen Museum durchschlagen, dorthin, wo einst Herzog Heinrich der Löwe die erste Isarbrücke baute und damit den Grundstein für die Stadt legte. Dann geht’s ab in den Süden. Einfach das Isartal hinauf, einen der wunderbaren Radwege entlang. Wo landet man? Irgendwann natürlich in der Menterschweige oder in Großhesselohe. Vorher aber im Wilden Westen. Wo die Indianer in ihren Tippis hausen und Cowboys im Saloon lärmen, wenn sie nicht gerade ihr Pferd zur Tränke führen oder ihr Lasso kreisen lassen.
In München liegt der Wilde Westen im Süden. Beim Cowboyclub in der Zentralländstraße. Und den gibt’s tatsächlich schon seit über 100 Jahren. Schuld ist natürlich Buffalo Bill. Ja wirklich. Der echte natürlich, der bekannte, berühmte, legendäre Buffalo Bill himself. Er trieb sich 1890 auf der Theresienwiese herum, mit 170 Pferden, 20 Bisons und 200 mitwirkenden Cowboys und Indianern. Die Riesen Wildwest- Shows des William Frederick Cody aus Iowa, wie er wirklich hieß, war die Sensation des Jahres. Und mit seinen galoppierenden Gäulern, Lasso-Künsten und rauchenden Colts hat er den Münchner Buben den Kopf verdreht.
Die träumten danach Jahre und Jahrzehnte lang von Freiheit und Abenteuer, von Natur und unbegrenzten Möglichkeiten – aber das Geld langte den jungen Leuten aus den Arbeitervierteln nicht, um über den großen Teich zu kommen. Also musste der Wilde Westen sich hierher bequemen. Und der Traum vom Leben wie Buffalo Bill nahm immer mehr Gestalt an unter den Bäumen des Isartals, in Tipis und Holzbuden, Pferdeställen und einem prächtigen Saloon.
Gegründet wurde der Club übrigens vom Vater des Münchner Schriftstellers Sigi Sommer, der auf seine alten Tage Häuptling Großer Abendwind genannt wurde. Ein wunderbar poetischer Name für einen älteren Herrn, der seiner Kindheitssehnsucht ein Leben lang treu blieb. Als der Club 100 Jahre alt wurde, bekam ich den Titel „Häuptling Rote Feder“. So heißt es bei jeder Radlfahrt durchs Isartal: Rode Feder grüßt Großen Abendwind.